Jüdeweiner Kirche

Jüdeweiner Kirche

Es ist kaum zu glauben, dass schon 1988 schwere Bauschäden zur baupolizeilichen Sperrung der Kirche führten. Noch nicht einmal zwanzig Jahre waren sie der letzten Erneuerung des Innenraums der Kirche vergangen, als Schäden an Turm und Schiff, der Einsturz von Teilen der Decke und der dadurch verursachte Verlust eines Teils der Einrichtung, wie der Kanzel, das Todesurteil über die Kirche zu sprechen schienen. Die Wende 1989/90 schuf hier wieder Möglichkeiten, die vorher versagt schienen.

Schon beim Betreten der Kirche grüßt uns an Hauptpforte und Seiteneingang die Jahreszahl 1739, das ist der Zeitpunkt der Einweihung eines Neubaus. Der Turm steht über einer gotischen Kapelle mit einem Gewölbe in zwei Jochen. Interessant ist, dass mitten durch eines der Gewölbejoche eine kräftige Mauer aufgeführt wurde, um die Last des Turmes aufzunehmen. So möchte es scheinen, dass dieser später errichtet oder auch erhöht wurde. Der Hauptraum, das Kirchenschiff, wirkt heute sehr modern. Im Chorpolygon (das zur Zeit der Gotik passen könnte), steht ein Altar mit einem Stiles aus Stahl, mit einer Glasplatte gedeckt. Im korrespondiert zur Rechten das Lesepult, ebenfalls aus Stahl mit einer aus Glas gefertigten Auflage für das Lektionar. Zur Linken befindet sich ein großer, schlichter Taufstein. Er ist scheinbar etwas eingesunken und niedrig. Den Grund dafür können wir heute nicht mehr erkennen. Den Raum beherrscht ein überlebensgroßer gotischer Kruzifixes, der an der rechten Seite über dem Lesepult angebracht ist. Dazu kommen die Fenster mit biblischer Thematik. Das sind links, über der Eingangstür, eine Kreuzigung, datiert 1929, dann die Taufe Jesu und schließlich ein Abendmahlsbild, Jesus mit den zwei Jüngern von Emmaus und den Worten „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Die beiden letzten sind 1914 datiert, gefertigt sind alle drei Fenster von Franke in Naumburg.

Erntedankgottesdienst 2017 in der Jüdeweiner Kirche.

Wenden wir uns nun um, sehen wir das Glanzstück der Kirche, eine völlig neu erbaute Orgel der Orgelbaufirma Rösel & Hercher in Saalfeld. Ihre Errichtung wurde durch eine Spende von Wolf B. Siegel ermöglicht. Er hatte die DDR in den 50er Jahren verlassen und wollte nun, nach der Wende, seiner alten Heimat etwas Besonderes schenken. Für Konzerte ist das einst vorhandene feste Bankgestühl heute durch eine beweglich Einzelbestuhlung ersetzt, da dass die Blickrichtung nach Bedarf auf die Orgel ausgerichtet werden kann. Im Jahr 2011 konnte, trotz Sanierungsbeginn der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel in der Stadtkirche St. Bartholomäus, noch ein weiteres Pedalregister eingebaut werden, das die Rösel & Hercher Orgel trotz ihrer insgesamt nur 19 Register so vielseitig machte, dass Organisten von Weltrang den Weg nach Pößneck fanden. Der internationale Pößnecker Orgelfrühling nahm hier seinen Anfang.

Im Turm hängen drei Glocken. Eine von ihnen ist aus Bronze, gegossen von Robert Mayer in Rudolstadt 1852, die beiden anderen sind aus Stahl und 1955 von Schilling in Apolda gefertigt.